SLS (Selektive Lasersintern)
Das Selektive Lasersintern (SLS) ist ein industrielles additives Fertigungsverfahren, das auf der Verarbeitung von pulverförmigen Kunststoffen basiert.
Im Gegensatz zu anderen Verfahren wie FDM (Filament-Schmelzverfahren) oder SLA (Harz-Photopolymerisation) arbeitet SLS mit einem Laserstrahl, der Kunststoffpulver gezielt verschmilzt, um daraus Schicht für Schicht das gewünschte Bauteil aufzubauen.
SLS-Bauteile sind robust, detailgenau, funktionsfähig und vielseitig einsetzbar – vom Prototyp bis zur Kleinserie. Sie kombinieren mechanische Stabilität, hohe Maßhaltigkeit und Designfreiheit, weshalb das Verfahren in Industrie, Maschinenbau und Medizintechnik zu den beliebtesten 3D-Drucktechnologien zählt.
Mechanische Eigenschaften
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Hohe Festigkeit und Zähigkeit: SLS-Teile sind robust und für funktionale Anwendungen geeignet. Im Vergleich zu FDM oder SLA weisen sie eine deutlich höhere Belastbarkeit auf.
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Gute Schlag- und Bruchfestigkeit: Sie sind stoßunempfindlich und halten mechanischen Beanspruchungen stand.
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Elastizität je nach Material: Mit Standard-PA12 entstehen feste, aber leicht flexible Teile. Mit PA11 oder TPU lassen sich auch elastische, biegsame Bauteile herstellen.
Maßhaltigkeit und Genauigkeit
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Toleranzen: Typisch ±0,2 mm oder ±0,3 % der Abmessungen (je nach Bauraumgröße).
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Verzugsarm: Durch die gleichmäßige Temperatur im Pulverbett entstehen kaum Spannungen, sodass auch größere Teile stabil gefertigt werden können.
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Detailschärfe: Feine Strukturen, Wandstärken ab ca. 0,8–1,0 mm sind realisierbar.
Oberflächenbeschaffenheit
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Leicht raue Haptik durch die Pulverstruktur (vergleichbar mit feinem Sandstrahl-Finish).
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Einheitliches, mattes Erscheinungsbild.
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Oberfläche lässt sich sehr gut nachbearbeiten: Strahlen, Schleifen, Polieren, Färben oder Beschichten.
Thermische Eigenschaften
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Temperaturbeständigkeit: SLS-Bauteile aus PA12 sind bis ca. 80–100 °C belastbar, verstärkte Materialien (z. B. glasfasergefüllte) auch darüber hinaus.
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Gute Chemikalienbeständigkeit: Beständig gegen Öle, Fette, viele Lösungsmittel und Chemikalien.
Vorteile
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Hohe Festigkeit und Funktionalität: Bauteile sind robust, belastbar und für den praktischen Einsatz geeignet.
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Keine Stützstrukturen erforderlich: Das Pulver dient als Stützmedium, wodurch selbst komplexe Geometrien und Hinterschneidungen möglich sind.
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Hohe Designfreiheit: Freiformen, Hohlräume, bewegliche Baugruppen und filigrane Details können realisiert werden.
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Sehr gute Maßhaltigkeit: Typische Toleranzen ±0,2 mm oder ±0,3 %.
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Homogene mechanische Eigenschaften: Bessere Belastbarkeit in allen Richtungen im Vergleich zu FDM.
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Eignung für Kleinserien: Neben Prototypen auch für die Serienfertigung kleiner Stückzahlen wirtschaftlich.
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Nachbearbeitbar: Oberfläche lässt sich glätten, färben, beschichten oder veredeln.
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Materialeffizienz: Ungenutztes Pulver kann wiederverwendet werden
Nachteile
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Oberfläche roh und rau: Ohne Nachbearbeitung optisch weniger ansprechend als SLA oder MJF.
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Höhere Kosten: Drucker, Materialien und Betrieb sind teurer als bei FDM oder SLA.
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Nachbearbeitung erforderlich: Pulver muss entfernt und Bauteile ggf. gestrahlt oder veredelt werden.
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Limitierte Farbvielfalt: Standard ist meist naturweiß oder grau; individuelle Farben erfordern Nachfärben.
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Temperaturbegrenzung: Zwar wärmebeständiger als FDM-PLA, aber nicht mit Hochleistungs-Kunststoffen (z. B. PEEK) vergleichbar.
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Pulverhandling aufwendig: Benötigt geschlossene Anlagen, Absaugung und sorgfältige Reinigung.
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Bauraumgrößen begrenzt: Sehr große Bauteile sind nur mit speziellen Industrieanlagen möglich.
Typische Anwendungen
- Prototypenbau: SLS eignet sich hervorragend für die Fertigung von Funktions- und Designprototypen, mit denen Passgenauigkeit, Stabilität und Form überprüft werden können, bevor ein Serienwerkzeug eingesetzt wird.
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Funktionsbauteile & Ersatzteile: Mit SLS lassen sich belastbare Bauteile und komplexe Geometrien herstellen, die sich direkt in Maschinen, Anlagen oder als Ersatzteile verwenden lassen.
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Kleinserienfertigung: Das Verfahren ist ideal für die Produktion kleiner Stückzahlen oder individualisierter Produkte, wenn Spritzguss noch nicht wirtschaftlich ist.
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Medizintechnik: Patientenspezifische Modelle, Orthesen und Hilfsmittel können präzise und funktional gefertigt werden.
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Design & Architektur: Detailreiche Modelle, Prototypen und Architekturmuster lassen sich maßstabsgetreu und komplex gestalten.
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Automobil & Luftfahrt: SLS wird zur Herstellung von Funktionsprototypen, Vorrichtungen und Kleinserienteilen eingesetzt, insbesondere dort, wo komplexe Strukturen oder hohe Festigkeit gefordert sind.